rückblick / 1

hallo,
mein name spielt keine rolle und ich bin süchtig.
standartsatzbeginn in einigen selbsthilfegruppen, manchen vieleicht vertraut.

wer einmal süchtig ist, bleibt es ein leben lang. wer irgendwelche substanzen zu lange missbraucht, bei dem legt es im kopf irgendwann einen schalter um. ab dann verändert sich das verhältnis zum suchtmittel grundlegend....und diese veränderung ist nicht mehr rückgängig zu machen. viel mehr menschen als man denkt teilen das nun folgende schicksal: entzug, therapie und lebenslange abstinenz.
das klingt wohl für niemanden besonders attraktiv. warscheinlich können sich deswegen auch nicht allzu viele menschen dazu entschließen.
ich erzähle aus der sicht von jemandem der das alles durch gezogen hat. erst entgiftung im krankenhaus, natürlich auf einer geschlossenen station. da war ich über zehn wochen weil mein beschissener thc-wert dermaßen langsam gefallen ist, das die ärzte schon meinten ich würde heimlich weiter konsumieren. auch wenn wir nur einmal am tag ne stunde mit begleitung raus durften. aber die haben da schon alles mögliche erlebt. ich hatte zuerst ziemlich viel angst dorthin zu gehen. doch das personal war cool und mit der zeit hab ich mich mit den anderen patienten ganz gut verstanden. die ärzte haben mir dann empfohlen im anschluß eine langzeittheraphie (6 monate) zu machen. schwere entscheidung. am ende hatte ich aber vertrauen zu ihnen und bin der empfehlung gefolgt. der sozialarbeiter der station hat den ganzen schriftkram mit mir erledigt und einrichtungen vorgeschlagen. ich suchte mir eine großstadt aus in der ich schon immer mal leben wollte.

nach etwa 2 monaten wartezeit habe ich dort eingecheckt. ehrlich gesagt denke ich jetzt während dem schreiben zum ersten mal an diese zeit zurück. war doch ziemlich unangenehm. zum ersten mal seit ewigkeiten komplett nüchtern in einer fremden stadt, stunden entfernt von der heimat, niemand den man kennt und vor sich ein halbes jahr therapie von dem man nur weiß das es nicht einfach werden wird. wie ich das überstanden habe?
das frag ich mich manchmal selber. eine wertvolle stütze war auf jeden fall neben den therapeuten dort ein lieber typ mit dem ich die ganze zeit zusammen hing. ich verdanke ihm viel. mein freund war auch wichtig obwohl wir uns vor allem anfangs kaum sehen konnten. und nur abends telefonieren. das war wirklich schwer und hat mich bestärkt nüchtern zu bleiben damit ich so eine therapie nicht noch einmal durchstehen muss. ansonsten halfen wie schon oft im leben viel musik und literatur.

ich hab diese zeit überstanden weil mir andere menschen ihre unterstützung schenkten. das ich daran auch einen großen anteil haben muss, fällt mir immer noch schwer zu verinnerlichen....

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