dana

vor ein paar jahre entschloss ich mich zum ersten mal für eine stationäre behandlung in form von psychotherapie. das beste an dieser zeit war ein mensch, den ich dort kennen lernte und der heute noch einer meiner engsten freunde ist. nennen wir ihn ben.

nach ein paar wochen kam ein mädchen auf die station, das wir aber nicht oft sahen weil sie fast nie ihr zimmer verließ. irgendwann erfuhren wir durch den chefarzt, das sie schlimm magersüchtig sei und ihr zimmer nicht verlassen solle um unnötige bewegung zu vermeiden. ben tat das mädchen, nennen wir sie dana, leid und er begann, ihr bücher und comics ins zimmer zu legen um sie etwas aufzuheitern. so lernten sie einander kennen, tauschten nachrichten und literatur aus und irgendwann, als dana ihr zimmer verlassen durfte, machten sie gemeinsam kleine spaziergänge. sie war wirklich unglaublich dünn, hatte eine nasensonde und diese lanugobehaarung im gesicht. dana studierte literatur, hatte damit eine menge mit ben gemeinsam und er fing an, sie zu lieben.

ich war seine beste freundin, verfolgte alles mit und war auf eine unerklärliche art von dana fasziniert. dachte auch lange, nachdem sich unsere wege trennte noch über sie nach. dann erzählte mir ben vor eine paar tagen, er habe sie auf facebook entdeckt. wir checkten ihr profil. sie hatte sich äußerlich deutlich verändert, sah durch eine gewichtszunahme von mindestens 30 kilo völlig verändert aus. ben meinte, er freue sich, das sie es geschafft habe.
ich sagte nichts.
ich dachte, vielleicht kriegt sie nur medikamente die sie aufquellen lassen. vielleicht auch nicht. aber wer weiß, wie es in ihr aussieht. auf ihrem titelbild stand eine einsame person verloren mit hängenden schultern auf einem berg.
sie ist ohne frage ein ganz besonderer mensch, hat ben und mich viel beschäftigt. vielleicht hat sie uns auch deswegen so berüht weil es eine große ähnlichkeit und damit nähe zwischen unseren welten gab, in denen wir alle drei gefangen waren: alleine mit der eigenen krankheit, sehr isoliert von den anderen. durch diese tatsache geschwister im geiste.

aber vielleicht machte ihre faszination für mich auch aus, das alles kranke an ihr deutlich zu sehen war während ich diese oberfläche besitze und pflege, an der alles okay ist..

Kommentare

  1. Das ist ein wundervoller Text. Ich mag so gerne, wie du schreibst <3 Ich weiß, was du mit dem Ende meinst. Dass du diese Oberfläche besitzt, der keiner ansieht, wie es der Person dahinter eigentlich wirklich geht. Ich zeige auch niemandem, wie es mir wirklich geht. Wobei ich nicht weiß, was jetzt besser ist. Jemandem alles zu erzählen, oder es verstecken. Ich wünsche dir alles Gute <3

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    1. Hey Claude, freut mich dass dir die Textstelle gefallen hat. :)
      Ingwertee ist nicht so meins, aber das liegt wohl daran dass ich mit Scharf nicht soooo gut kann. ;)

      Ich verstehe total was du in deinem Text meinst. Vielleicht ist auch dieses Mädchen nur äußerlich geheilt. Es ist schwer vorstellbar, dass sie sich komplett von der ES distanzieren kann/konnte. Auch wenn es natürlich wünschenswert ist.

      Liebe Grüße! :)

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